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Erkrankungen der NebenniereInzidentalomUnter einem Inzidentalom versteht man eine Raumforderung der Nebenniere, die zufällig bei Schnittbilduntersuchungen aus anderer Indikation in bis zu 8% der Fälle entdeckt wird. Inzidentalome sind häufiger bei älteren Patienten mit Diabetes mellitus, Adipositas und arterieller Hypertonie zu finden. Die Herausforderung beim Inzidentalom liegt in der Differenzierung von primären Nebennierentumoren, bzw. funktioneller von nicht-funktionellen Tumoren, und Metastasen. Dabei ist ein diagnostisches Ziel, ein Phäochromozytom oder ein Kortisol- bzw. Aldosteronproduzierendes Nebennierenadenom von nichtfunktionellen Tumoren zu differenzieren. Die Dignität lässt sich nur bedingt zuverlässig aus der Tumorgröße ableiten. Bei Tumoren mit einem Durchmesser über 6 cm ist wegen des Malignitätsrisikos eine Operation indiziert. Bei kleineren, endokrin inaktiven Tumoren ist eine Verlaufskontrolle gerechtfertigt (nach 6 - 12 Monaten). Conn-SyndromDas Syndrom des primären Hyperaldosteronismus ist klinisch durch die Symptome Hypertension und
Hypokaliämie charakterisiert. Sie sind Folge einer erhöhten adrenalen Sekretion von Aldosteron
und konsekutiver Suppression der Plasmareninaktivität. Weitere charakteristische Symptome
(Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, intermittierende Lähmungen, Kopfschmerzen, Polydipsie, Polyurie)
sind überwiegend verursacht durch die Hypokaliämie. Häufigste Ursache des Conn-Syndroms ist ein
unilaterales aldosteronproduzierendes Nebennierenrindenadenom Angiotensin-II-unabhängig bzw. -abhängig),
extrem selten ein aldosteronproduzierendes Nebennierenrindenkarzinom. In etwa 20-40% der Fälle liegt
dem primären Hyperaldosteronismus eine bilaterale mikronoduläre Hyperplasie der Zona glomerulosa
(idiopathischer primärer Aldosteronismus IHA), eine primär makronoduläre Hyperplasie (PMH) oder ein
Glukokortikoid-supprimierbarer Hyperaldosteronismus (GSH) zugrunde. Die Diagnostik soll zunächst den
biochemischen Nachweis der Erkrankung erbringen und anschließend eine Differenzierung zwischen den
verschiedenen Subtypen ermöglichen. Durch weitere Diagnostik sollte das unilaterale Adenom von den
verschiedenen bilateralen Erkrankungen differenziert werden, da nur von einer operation profitieren. CT und Präparat beim Conn-Syndrom (Pfeil markiert Tumor) Adrenales Cushing-SyndromDas Cushing-Syndrom beschreibt die klinischen und metabolischen Veränderungen unabhängig von der zugrunde
liegenden Ursache. Die häufigste Ursache des Cushing-Syndroms ist die iatrogene Steroidapplikation. 85% der
Fälle zeigen eine bilaterale adrenale Hyperplasie, die meist durch ein ACTH-produzierendes Hypophysenadenom
verursacht werden. Der Nachweis von Hypophysenadenomen erfolgt vorzugsweise mit Hilfe der Kernspintomographie
(MRT). Falls hierdurch eine Lokalisation nicht gelingt (z.B. Mikroadenom) ist die Indikation zur Durchführung
einer simultanen, selektiven, seitengetrennten venösen Blutentnahme aus dem Sinus petrosus inferior gegeben.
In ca. 5-10% der Fälle findet sich eine ektope ACTH-Produktion z.B. durch Bronchuskarzinoide, Thymuskarzinoide,
medulläre Schilddrüsenkarzinome, Phäochromozytome und Inselzelltumoren des Pankreas. PhäochromozytomPhäochromozytome (PZ) sind die häufigsten Tumoren des Nebennierenmarkes (Inzidenz 1-2 pro 1 Mio. Einwohner und Jahr). Phäochromozytome sind Tumoren, die aus den chromaffinen Zellen des Nebennierenmarks entstehen. Sie bilden, speichern und sezernieren Katecholamine. Entsprechend der embryonalgeschichtlichen Entwicklung können auch sog. extaradrenale Phäochromozytome (auch Paragangliome genannt) auftreten, also Tumoren, die in den extraadrenalen Paraganglien entstehen. Das Phäochromozytom wurde früher auch als "10% Tumor" bezeichnet: 10% der Tumoren sind maligne, 10% treten bilateral auf, 10% entstehen extraadrenal und 10% kommen familär vor. Nach neueren Studien wird der Anteil der genetisch bedingten PZ auf 25% geschätzt. Es gibt mehrere hereditäre Tumorsyndrome, die mit Phäochromozytomen assoziiert sind:
Die klinischen Symptome sind vielfältig, häufig unspezifisch und v.a. Folgen der
gesteigerten Katecholaminfreisetzung: Hypertonie (kontinuierlich od. paroxysmal),
Kopfschmerzen, Schwitzen, Palpitationen, Blässe, Gewichtsverlust, Hyperglykämie, Übelkeit,
psychische Beeinträchtigung, orthostatische Dysregulation. Auslöser paroxysmaler
Blutdruckkrisen können körperliche Anstrengung, Manipulation am Tumor, Narkoseeinleitung
und viele chemische Substanzen und Medikamente (Kontrastmittel, trizyklische Antidpressiva, etc.) sein. NebennierenkarzinomNebennierenkarzinome sind selten, meist jedoch sehr maligne Tumoren. Die jährliche Inzidenz liegt bei ca.
1 auf 2 Mio. Einwohner. Die Diagnosestellung erfolgt häufig erst bei fortgeschritteneren Stadien mit
lokaler Invasion oder Fernmetastasierung. Die Prognose der Erkrankung mit einer durchschnittlichen
5-Jahresüberlebensrate von 20% ungünstig.
Bemerkungen: T1 Tumor<5cm, T2 Tumor>5cm, T3 lokal infiltierend, N1 regionaler LK-Befall, M1 Fernmetastasen; Wenn bei Patienten Symptome der Raumforderung auffallen, liegt in der Regel initial bildgebende Diagnostik
vor. CT und MRT sind gleichermaßen geeignet. Die 18-Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomographie
(18F-FDG-PET) kann zur Abgrenzung zwischen benignen und malignen Nebennierentumoren hilfreich sein.
Zudem können im Rahmen des Stagings Metastasen sichtbar gemacht werden. Die Metastasensuche sollte eine
Thorax- und Abdomen-CT, eine Konchenszintigraphie und ggf eine 18F-FDG-PET umfassen.
Der einzige kurative Ansatz zur Therapie des adrenokortikalen Karzinoms ist radikale chirurgische Entfernung allen Tumorgewebes. Bei allen lokal begrenzten Stadien besteht folglich so gut wie immer eine Operationsindikation. Bei Patienten mit Fernmetastsen sollte aufgrund der infausten Prognose eine Operationsindikation kritisch gestellt werden. In Anbetracht der besten Übersicht wird am häufigsten ein konventioneller thorakoabdomineller Zugang eingesetzt. Die Operation beinhaltet die radikale Entfernung des Primärtumors und in den meisten Zentren eine regionale Lymphadenektomie, wobei jedoch ein prognostischer Vorteil der Lymphknotenentfernung bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Die Resektion von Fernmetastasen kann im Einzelfall sinnvoll sein. NebennierenhyperplasieAls Hyperplasie bezeichnet man die Vergrößerung einzelner Struktureinheiten des Organs über die Norm
hinaus. Sie können diffus oder in Form von Knoten auftreten und alle Schichten der Nebenniere betreffen.
Eine Unterscheidung erfolgt in kongenitale und erworbene Hyperplasien.
Die kongenitalen Hyperplasien beruhen auf einem Effekt von Enzymen, die in die Biosynthese der
Kortikoide einbezogen sind. Durch einen Mangel dieser Enzyme (am häufigsten 21-a-Hydroxylase, 11-ß-Hydroxylase,
3-ß-Hydroxysteroiddehydrogenase) kommt es über endokrine Regulationsschleifen zu einer vermehrten Produktion
von ACTH, welches eine vermehrte Bildung von Kortisolvorstufen in den Nebennieren zur Folge hat. Dies führt
zu einer diffusen Hyperplasie der Nebennierenrinde. NebennierenadenomeHistologisch handelt es sich um eine gutartige Vermehrung von Drüsenzellen der Nebennierenrinde. Makroskopisch stellen sich die Nebennierenadenome fast immer unilateral und solitär dar. Ihr Durchmesser liegt zumeist unter 5cm und ihr Gewicht bei unter 50g, jedoch sind auch Gewichte über 100g möglich. Sie zeigen histologisch eine gelblich- bräunliche Schnittfläche, Nekrosen fehlen meistens. Die Adenomzellen sind meist größer als die normalen Rindenzellen, die Zellkerne sind häufig etwas vergrößert und chromatinreicher. Histologisch können differentialdiagnostische Schwierigkeiten bestehen gegenüber Phäochromozytomen und Nebennierenkarzinomen, insbesondere bei größeren lipidarmen Tumoren mit diffusen Wachstum. Adenome sind mit über 50% aller Tumoren der Nebenniere die am häufigsten diagnostizierten Raumforderungen der Nebenniere. Die tatsächliche Inzidenz von Adenomen lässt sich sehr schwierig determinieren, in verschiedenen Autopsiestudien fand man Nebennierenadenome größer 2 - 5 mm in bis zu 5,7% der Untersuchten, wobei die Inzidenz mit zunehmendem Alter anstieg. Nebennierenadenome können mit verschiedenen endokrinologischen Krankheitsbildern vergesellschaftet sein, die Angaben in der Literatur zur Häufigkeit von hormonsezernierenden Adenomen differieren dabei sehr: 5 - 47% aller Adenome sezernierten Kortisol, 1,6 - 3,3 % produzierten Mineralkortikoide, extrem selten fand man benigne Läsionen der Nebenniere, welche Androgene oder Östrogene sezernierten. |
Prof. Dr. D.K. Bartsch |
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